Meine kleine Schwester wurde geboren und die große Schwester meiner damals besten Freundin wurde Hebamme. Meine Faszination für Schwangerschaft und Geburt war geweckt und mir war klar, welchen Beruf ich eines Tages erlernen würde.
Im Zuge dessen machte ich Weiterbildungen für die IBCLC Stillberatung, Akupunktur und Hebammen an Schulen.
Mittlerweile bin ich 37 Jahre alt, arbeite seit 15 Jahren als Offline & Online Hebamme, habe selbst fünf Kinder geboren und kann mir nach wie vor keinen faszinierenderen Beruf vorstellen.
Zwei ambulante Klinikgeburten mit meinem Sohn und meiner ältesten Tochter in Süddeutschland, eine Meergeburt in Thailand mit meiner zweiten Tochter, eine Alleingeburt auf Zypern mit meiner dritten Tochter und eine Alleingeburt in der Türkei mit meiner kleinsten Tochter haben mich gelehrt, dass jedes Kind unter der Geburt unfassbar sensitiv ist und seinen ganz eigenen Charakter in die Geburt einbringt.
Als Mamas haben wir das Recht auf eine freie Wahl des Geburtsorts und jede Frau darf im Hinblick auf ihre Wünsche, Ängste, Erfahrungen und nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden.
Dabei erscheint es mir sowohl für klinische, als auch für außerklinische Geburten unglaublich wichtig, dass Mamas sich selbst vertrauen können, in sicherer Verbindung zu ihren Babys stehen, wissen, was sie brauchen um sich entspannen und wohlfühlen zu können, aber auch, was sie auf keinen Fall erleben möchten. Dass sie zudem ihre Ängste nicht verdrängen, sondern bereits in der Schwangerschaft mit ihnen arbeiten und sich jederzeit und ungeachtet aller Ideale erlauben, auf ihre Körper, ihre Babys und ihre Gefühle zu reagieren.
Im Hinblick auf die Debatte rund um die natürliche Geburt(-shilfe) dürfen wir nicht vergessen, dass Dogmatismus und die Sogkraft der sozialen Medien schnell zu einer einseitigen Sichtweise führen können, wodurch Mütter und ihre Kinder, die von vorneherein oder im Verlauf medizinische Unterstützung brauchen würden, unweigerlich in Gefahr gebracht werden.
Z.B. wenn sie, statt auf ihre inneren Alarmsignale hören zu können, den Wunsch nach einer interventionsfreien Haus- / Alleingeburt (unbewusst) über die Warnhinweise stellen und dabei ungewollt zum Opfer eines kollektiven Erwartungsdrucks werden.
Als Hebamme ist es nicht meine Aufgabe, Frauen einen bestimmten Geburtsort zu empfehlen, sondern umfassend aufzuklären, sie (für die eigene ANAMNESE) zu sensibilisieren und darin zu unterstützen, informiert und entscheidungsfrei ihren ganz eigenen Weg mit ihren Babys und Familien gehen zu können.
Ich glaube daran, dass jedes Baby uns Mamas von Anfang an beibringt, dass Unkalkulierbarkeit, Ambivalenzen, Liebe, Schmerz und Schicksal uns vielleicht bis weit über die Grenzen unserer gefühlten Belastbarkeit hinaus fordern können, aber dass diese Prozesse genau wie Geburtswellen nie gegen uns, sondern mit und für uns arbeiten und uns aus der Tiefe heraus helfen, immer und immer wieder über uns hinaus zu wachsen.